Vereint
Wie wird die Weltwirtschaft aus dieser Krise hervorgehen?
Zurück zu im Fokus
Welche Auswirkungen wird die Präsidentschaftswahl in den USA haben?
Schlägt Europas große Stunde?
Kann es wieder zu einer Inflation kommen?
Welche Maßnahmen können noch ergriffen werden?
5
4
3
2
1
Die 5 wichtigsten Fragen für 2020 und danach
MAKROÖKONOMISCHE EINSCHÄTZUNG
Auf dem Weg in eine neue Normalität
Geteilt
Erholung aufgrund
politischer Anreize,
Konjunktur nimmt wieder
Fahrt auf,
Therapiemöglichkeiten
werden besser
Wirtschaft erreicht
Talsohle, Infektionen
durch das Virus
gehen zurück,
teilweise werden
Geschäfte wieder
geöffnet
Hoffnungslosigkeit
Plötzlicher Stopp,
ausgelöst durch Social
Distancing,
Auswirkungen der
Gesundheitskrise,
sinkendes Vertrauen
und verschärfte
finanzielle Bedingungen
Was ist eine u-förmige Erholung?
4Q
3Q
1Q - 2Q
Reales
Brutto-
inlandsprodukt
Zuversicht
Quelle: Edwards, G., Barrett, A., & Peake, J. (1997). The Legislative Impact of Divided Government.
American Journal of Political Science, 41(2), 545-563. doi:10.2307/2111776
Durchschnittlich verabschieden geteilte Regierungen während einer
Kongressperiode weniger Gesetze von Bedeutung als vereinte Regierungen.
Seit 2011 tendieren die Inflationserwartungen nach unten.
Quelle: Federal Reserve Bank St. Louis
Erwartete Inflationsrate für die nächsten 5 Jahre (%)
Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, 11. Dezember 2019
Unser Ziel ist es, die Wirtschaft mit unserem Planeten zu versöhnen, die Art und Weise der Herstellung und des Verbrauchs von Waren auf unseren Planeten abzustimmen und dafür zu sorgen, dass es für unsere Menschen funktioniert.
Deshalb geht es beim European Green Deal einerseits darum, Emissionen zu reduzieren, aber andererseits, Arbeitsplätze zu schaffen und Innovationen zu fördern
Die Regierungen haben alle Register ihrer Fiskalpolitik gezogen,
um die Wirtschaft zu stützen.
Quelle: Staatsregierungen
∆ Regierungsbilanz & Eventualschulden, % des BIP
Konjunkturpolitische Anreize 2020
Als Reaktion auf die Krise haben die Zentralbanken weltweit die Zinssätze
gesenkt und so einen beispiellosen monetären Impuls gegeben.
Quelle: Nationale Zentralnbanken
Zinssenkung um
75 Basispunkte
Zinssenkung um
65 Basispunkte
Zinssenkung um
150 Basispunkte
Bilanz der Zentralbank, % des BIP
Änderung der Geldpolitik 2020
UNSERE SICHT
Auch wenn gerade alle Aufmerksamkeit auf die Pandemie gerichtet ist, sind die Präsidentschaftswahlen in den USA von äußerster Wichtigkeit für die längerfristigen Perspektiven in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten. Für Anleger ist das Ergebnis von Bedeutung, weil es richtungsweisend für die Fähigkeit der Regierung sein wird, einen Kurswechsel zu vollziehen. Werden das Weiße Haus und der Kongress zusammenarbeiten können, oder wird es zu einer Pattsituation kommen?
Eine vereinte Regierung ist wahrscheinlich eher in der Lage, Maßnahmen zur Förderung des wirtschaftlichen Aufschwungs zu ergreifen, unabhängig davon, welche Partei gewinnt. Wenn die politischen Institutionen geteilt sind, sind die Aussichten wohl unsicher. Das Ergebnis der Wahl im November wird sich auch auf die anhaltenden Handelsspannungen auswirken sowie darauf, wie die USA mit globalen Institutionen und Initiativen umgehen.
Dies schließt umweltpolitische Maßnahmen mit ein, wie das Pariser Abkommen von 2015 zur Verlangsamung der Klimaerwärmung, aus dem Präsident Trump 2017, kurz nachdem er ins Amt gekommen war, ausgestiegen ist. Trump hat auch Vorschriften rückgängig gemacht, die Autohersteller dazu verpflichteten, verbrauchsärmere Fahrzeuge zu produzieren, und er könnte weiterhin Umweltschutzvorschriften lockern, um so das Wirtschaftswachstum zu fördern.
GÄNGIGE MARKTMEINUNG
Welche Auswirkungen wird die Präsidentschaftswahl in den USA haben?
05
US-WAHL
Das politische Klima in den USA ist in Zeiten, die von Nachrichten über die Corona-Pandemie dominiert werden, aus Sicht des Marktes weniger wichtig.
Der „European Green Deal“ scheint sogar noch ehrgeiziger. Der Plan besteht darin, die Eurozone in ein emissionsarmes Wirtschaftssystem zu verwandeln, ohne den Wohlstand zu verringern, und parallel dazu die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Sind Europas Staats- und Regierungschefs in der Lage, ihre neue Wachstumsstrategie umzusetzen, indem sie neue Gesetze auf den Weg bringen und privatwirtschaftliche Investitionen in Hightech-Industrien fördern?
UNSERE SICHT
Eine vollständige fiskalische Union, in der Staatsausgaben und Steuersätze auf europäischer Ebene zentral festgelegt werden und in der gemeinsame Eurobonds die individuelle Staatsverschuldung ablösen würden, ist unwahrscheinlich. Aber wir glauben, dass die Finanzmärkte die Fähigkeit der EU unterschätzen, die Integration weiter voranzubringen. Der Weg mag anfangs steinig sein, könnte aber letzten Endes dazu führen, dass einige strukturelle Probleme in Angriff genommen werden, die die Wachstumsperspektiven der EU-Zone so lange verzögert haben.
Sollten europäische Entscheidungsträger die Skeptiker überraschen und einen Reformweg beschreiten, würden Wirtschaft und Märkte positiv reagieren. Das Wachstumstempo würde sich beschleunigen, Aktienmärkte und Unternehmensanleihen könnten anziehen, der Euro könnte gegenüber anderen wichtigen Währungen an Wert gewinnen und die Zinsen könnten langsam wieder steigen.
Wir wollen damit nicht andeuten, dass weitere Schritte in Richtung fiskalischer Integration zusammen mit existierenden monetären Instrumenten die Eurozone schnell aus der durch den Lockdown verursachten Rezession herausholen. Wir glauben aber, dass die Märkte die Wahrscheinlichkeit unterschätzen, dass Entscheidungsträger auf die Schwachstellen Europas reagieren, indem sie mit einer engeren Verflechtung einen Schritt in die richtige Richtung machen.
GÄNGIGE MARKTMEINUNG
Schlägt Europas große Stunde?
04
EUROPA
Die Europäische Union hat in den vergangenen zehn Jahren kaum Fortschritte im Hinblick auf eine fiskalische Integration erzielt und es ist unwahrscheinlich, dass sie in den kommenden zehn Jahren viel mehr erreichen wird.
Eine geringfügig höhere Inflation dürfte die wirtschaftliche Wiederbelebung stützen. Moderate Bedingungen würden wirtschaftsfreundliche geldpolitische Maßnahmen zur Stärkung eines gemäßigten Wirtschaftswachstums zulassen. Gleichzeitig nehmen wir inflationshemmende Kräfte zur Kenntnis, die wahrscheinlich einen Abwärtsdruck auf etwaige Preissteigerungen ausüben – von alternden Bevölkerungen bis zur Digitalisierung.
Alles in allem glauben wir aber, dass das Wirtschaftswachstum Fahrt aufnehmen wird, sobald ein Durchbruch hinsichtlich eines Impfstoffes in Sicht ist, und dann eine Inflationssteigerung einsetzt. Unterdessen könnte der Wirtschaftsprotektionismus an Dynamik gewinnen, während gleichzeitig populistische Maßnahmen die Löhne nach oben treiben, was wiederum die Kaufkraft der Haushalte und die Verbraucherausgaben steigen lässt. Langfristig könnte der Umstieg auf erneuerbare Energien in einem schnelleren Tempo erfolgen, als es die wirtschaftlichen Umstände rechtfertigen würden, falls die Entscheidungsträger die Anreizmaßnahmen dafür schaffen. Dieser Übergang könnte zu einer höheren Inflationsrate führen, da kostengünstige fossile Brennstoffe aus dem Energiemix gedrängt werden.
UNSERE SICHT
Markterwartungen zufolge dürfte die Inflationsrate weltweit für einen längeren Zeitraum auf niedrigem Niveau bleiben. Wir sind aber der Meinung, dass die Weltwirtschaft sich bereits zu erholen beginnt und die Inflation infolge verschiedener Kräfte allmählich anziehen wird. Dazu gehören Konjunkturmaßnahmen sowie – auf Unternehmensseite – die Reduzierung globaler Lieferketten zugunsten regionaler Herkunftsorte.
GÄNGIGE MARKTMEINUNG
Kann es wieder zu einer Inflation kommen?
03
INFLATION
Die Nebeneffekte der Corona-Pandemie werden der Weltwirtschaft noch jahrelang deflationäre Impulse geben.
Die Initiativen sind überzeugend, weil kein moralisches Fehlverhalten vorliegt, wie es 2008 der Fall war, als Banken enorme Risiken eingingen und in der Folge eine lange Phase des Schuldenabbaus durchliefen. Insbesondere befindet sich das Bankensystem nach einer Dekade mit schärferen Bestimmungen jetzt in einer starken Position und kann seine gesunden Bilanzen einsetzen, um den Aufschwung zu stützen.
Zentralbanken kaufen Unternehmensanleihen über ihre Programme zum Ankauf von Vermögenswerten (auch bekannt als quantitative Lockerung) und injizieren so Geldmittel direkt in den Privatsektor. Obwohl das formal eine geldpolitische Maßnahme darstellt, ist dieser Ansatz auch eine indirekte Form von Fiskalpolitik, die es Unternehmen ermöglicht, Geld zu günstigen Konditionen aufzunehmen. Die Zentralbanken bieten außerdem eine günstige Finanzierungsquelle für staatliche Ausgabenprogramme.
UNSERE SICHT
Wir erwarten, dass geld- und fiskalpolitische Maßnahmen den Aufschwung begünstigen, weil sie Unternehmen und ihren Angestellten durch die Krise und darüber hinaus helfen. Die Zentralbanken arbeiten zusammen und statten ihre Regierungen mit Finanzmitteln aus, damit sie so lange wie nötig alle erforderlichen impulsgebenden Maßnahmen ergreifen können, um ihre Wirtschaft zu fördern und ihnen eine solide Basis für künftiges Wachstum zu geben.
GÄNGIGE MARKTMEINUNG
Welche Maßnahmen können noch ergriffen werden?
02
POLITIK
Die Zentralbanken haben die Geldpolitik vollständig ausgereizt und staatliche fiskalpolitische Maßnahmen bleiben nun als einzige Möglichkeit, das Wirtschaftswachstum zu fördern.
UNSERE SICHT
Die Regierungen beginnen weltweit damit, die Einschränkungsmaßnahmen zu lockern, die sie ergriffen haben, um die Verbreitung von Covid-19 zu verlangsamen. Daher, rechnen wir damit, dass die Konjunktur wieder Fahrt aufnimmt. Das Gebot des Social Distancing wird noch für einige Zeit gelten und dadurch das Tempo des Aufschwungs bremsen. Andererseits wird der Aufschwung mit beispiellosen finanziellen Anreizen und Konjunkturmaßnahmen sowie gelockerten regulatorischen und steuerpolitischen Maßnahmen gefördert.
Obwohl die meisten Industrieländer seit ihrem Wiederaufschwung nach der Finanzkrise 2008 eine längere Expansionsphase durchlaufen haben, bestehen keine wesentlichen Ungleichgewichte – ausgenommen vielleicht der risikoreichere Teil des US-amerikanischen Unternehmenssektors. Beispielsweise kam es in der Vergangenheit zu Rezessionen, wenn Haushalte und Unternehmen zu viele Schulden aufgenommen hatten. Da es dieses Mal keine signifikanten Exzesse der Vergangenheit zu korrigieren gibt, gehen wir davon aus, dass der Aufschwung unmittelbar einsetzen wird.
Wir erwarten ebenfalls, dass die Erholung u-förmig verlaufen wird, sobald sich die Wirtschaft aus der Hoffnungslosigkeit einer tiefen Rezession in die Phase der Zuversicht bewegt. Aber sie wird unterschiedlich schnell erfolgen. Manche Unternehmen werden relativ rasch wieder Einnahmen erzielen, während andere nicht in der Lage sein werden, sich den Herausforderungen anzupassen, und Solvabilitätsproblemen entgegensehen.
Die Ausgangssperren haben einen Rückgang der Treibhausgase bewirkt und einige Regierungen beabsichtigen nun, einen Schritt weiterzugehen und die Sanierungspläne zu nutzen, um kohlenstoffarme Industrien zu fördern. Ihr Slogan lautet „Build Back Better“, aber die niedrigen Ölpreise könnten dem Erfolg im Wege stehen. Wir glauben jedoch, dass entscheidende positive Veränderungen aus der Krise erwachsen. Wir rechnen damit, dass Angestellte auch nach den Lockerungen von flexibleren Arbeitszeitregelungen profitieren – eine Entwicklung, die arbeitenden Eltern und Menschen mit eingeschränkter Mobilität größere Chancen einräumt.
GÄNGIGE MARKTMEINUNG
Wie wird die Weltwirtschaft aus dieser Krise hervorgehen?
01
AUFSCHWUNG
Die Weltwirtschaft wird sich schrittweise von der durch die Corona-Pandemie verursachten Rezession erholen und dabei einen u-förmigen Pfad bilden.
Wir haben unseren Halbjahres-Ausblick erstellt, um Anlegern zu helfen, eine für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte außergewöhnlich unsichere Lage zu verstehen. Investieren ist ein langfristiger Prozess, der Geduld erfordert sowie die Fähigkeit, bei Marktschwankungen ruhig zu bleiben. Wir hoffen, dass unsere Analyse wertvolle Einsichten darin gewährt, wie sich die Lage in den kommenden Monaten entwickeln wird.
NIEMALS WAR ES WICHTIGER, DIE SCHWIERIGEN FRAGEN ZU STELLEN
Wir wissen immer noch vieles über das Coronavirus nicht, und von einer vollständigen Rückkehr zu dem Leben, das wir Anfang 2020 führten, sind wir noch weit entfernt. Selbst wenn die Ausgangsbeschränkungen gelockert werden, wird sich die Pandemie auch in Zukunft noch in vielerlei Hinsicht auf unser Leben auswirken. In welchen Bereichen wird in der einen oder anderen Form wieder Normalität einkehren und welche Bereiche werden sich voraussichtlich dauerhaft verändern?
Das vorliegende Dokument wurde von Quintet Private Bank (Europe) S.A. erstellt. Die in diesem Dokument enthaltenen Aussagen – die auf Informationen beruhen, die aus als zuverlässig erachteten Quellen stammen – geben die Meinungen und Ansichten von Quintet Private Bank (Europe) S.A. zum Redaktionsschluss (20. Jun 2020) wieder, die sich ändern können. Dieses Dokument ist allgemeiner Art und stellt keine Rechts-, Finanz-, Steuer- oder Anlageberatung dar. Das vorliegende Dokument stellt keine individuelle Anlageberatung dar, und eine Anlageentscheidung darf sich nicht allein auf die in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Daten stützen. Alle Anleger sollten berücksichtigen, dass die Wertentwicklung in der Vergangenheit keinen Aufschluss über die zukünftige Wertentwicklung gibt, und dass der Wert von Anlagen steigen oder fallen kann. Änderungen der Wechselkurse können dazu führen, dass der Wert der zugrunde liegenden Anlagen steigt oder fällt.
Copyright © Quintet Private Bank (Europe) S.A. 2020. Alle Rechte vorbehalten. Privacy Statement
Für ein erfüllteres Leben - gleich,
was dies für Sie bedeutet
Das vorliegende Dokument wurde von Quintet Private Bank (Europe) S.A. erstellt. Die in diesem Dokument enthaltenen Aussagen – die auf Informationen beruhen, die aus als zuverlässig erachteten Quellen stammen – geben die Meinungen und Ansichten von Quintet Private Bank (Europe) S.A. zum Redaktionsschluss (20. Jun 2020) wieder, die sich ändern können. Dieses Dokument ist allgemeiner Art und stellt keine Rechts-, Finanz-, Steuer- oder Anlageberatung dar. Das vorliegende Dokument stellt keine individuelle Anlageberatung dar, und eine Anlageentscheidung darf sich nicht allein auf die in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Daten stützen. Alle Anleger sollten berücksichtigen, dass die Wertentwicklung in der Vergangenheit keinen Aufschluss über die zukünftige Wertentwicklung gibt, und dass der Wert von Anlagen steigen oder fallen kann. Änderungen der Wechselkurse können dazu führen, dass der Wert der zugrunde liegenden Anlagen steigt oder fällt.
Copyright © Quintet Private Bank (Europe) S.A. 2020. Alle Rechte vorbehalten . Privacy Statement
Für ein erfüllteres Leben - gleich, was dies für Sie bedeutet
Die Weltwirtschaft wird sich schrittweise von der durch die Corona-Pandemie verursachten Rezession erholen und dabei einen u-förmigen Pfad bilden.
Wir haben unseren Halbjahres-Ausblick erstellt, um Anlegern zu helfen, eine für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte außergewöhnlich unsichere Lage zu verstehen. Investieren ist ein langfristiger Prozess, der Geduld erfordert sowie die Fähigkeit, bei Marktschwankungen ruhig zu bleiben. Wir hoffen, dass unsere Analyse wertvolle Einsichten darin gewährt, wie sich die Lage in den kommenden Monaten entwickeln wird.
01
AUFSCHWUNG
Wie wird die Weltwirtschaft aus dieser Krise hervorgehen?
GÄNGIGE MARKTMEINUNG
UNSERE SICHT
NIEMALS WAR ES WICHTIGER, DIE SCHWIERIGEN FRAGEN ZU STELLEN
Die Regierungen beginnen weltweit damit, die Einschränkungsmaßnahmen zu lockern, die sie ergriffen haben, um die Verbreitung von Covid-19 zu verlangsamen. Daher, rechnen wir damit, dass die Konjunktur wieder Fahrt aufnimmt. Das Gebot des Social Distancing wird noch für einige Zeit gelten und dadurch das Tempo des Aufschwungs bremsen. Andererseits wird der Aufschwung mit beispiellosen finanziellen Anreizen und Konjunkturmaßnahmen sowie gelockerten regulatorischen und steuerpolitischen Maßnahmen gefördert.
Obwohl die meisten Industrieländer seit ihrem Wiederaufschwung nach der Finanzkrise 2008 eine längere Expansionsphase durchlaufen haben, bestehen keine wesentlichen Ungleichgewichte – ausgenommen vielleicht der risikoreichere Teil des US-amerikanischen Unternehmenssektors. Beispielsweise kam es in der Vergangenheit zu Rezessionen, wenn Haushalte und Unternehmen zu viele Schulden aufgenommen hatten. Da es dieses Mal keine signifikanten Exzesse der Vergangenheit zu korrigieren gibt, gehen wir davon aus, dass der Aufschwung unmittelbar einsetzen wird.
Wir erwarten ebenfalls, dass die Erholung u-förmig verlaufen wird, sobald sich die Wirtschaft aus der Hoffnungslosigkeit einer tiefen Rezession in die Phase der Zuversicht bewegt. Aber sie wird unterschiedlich schnell erfolgen. Manche Unternehmen werden relativ rasch wieder Einnahmen erzielen, während andere nicht in der Lage sein werden, sich den Herausforderungen anzupassen, und Solvabilitätsproblemen entgegensehen.
Die Ausgangssperren haben einen Rückgang der Treibhausgase bewirkt und einige Regierungen beabsichtigen nun, einen Schritt weiterzugehen und die Sanierungspläne zu nutzen, um kohlenstoffarme Industrien zu fördern. Ihr Slogan lautet „Build Back Better“, aber die niedrigen Ölpreise könnten dem Erfolg im Wege stehen. Wir glauben jedoch, dass entscheidende positive Veränderungen aus der Krise erwachsen. Wir rechnen damit, dass Angestellte auch nach den Lockerungen von flexibleren Arbeitszeitregelungen profitieren – eine Entwicklung, die arbeitenden Eltern und Menschen mit eingeschränkter Mobilität größere Chancen einräumt.
01
POLICY
Welche Maßnahmen können noch ergriffen werden?
GÄNGIGE MARKTMEINUNG
Die Zentralbanken haben die Geldpolitik vollständig ausgereizt und staatliche fiskalpolitische Maßnahmen bleiben nun als einzige Möglichkeit, das Wirtschaftswachstum zu fördern.
COUNTERPOINT VIEW
Wir erwarten, dass geld- und fiskalpolitische Maßnahmen den Aufschwung begünstigen, weil sie Unternehmen und ihren Angestellten durch die Krise und darüber hinaus helfen. Die Zentralbanken arbeiten zusammen und statten ihre Regierungen mit Finanzmitteln aus, damit sie so lange wie nötig alle erforderlichen impulsgebenden Maßnahmen ergreifen können, um ihre Wirtschaft zu fördern und ihnen eine solide Basis für künftiges Wachstum zu geben.
Wir wissen immer noch vieles über das Coronavirus nicht, und von einer vollständigen Rückkehr zu dem Leben, das wir Anfang 2020 führten, sind wir noch weit entfernt. Selbst wenn die Ausgangsbeschränkungen gelockert werden, wird sich die Pandemie auch in Zukunft noch in vielerlei Hinsicht auf unser Leben auswirken. In welchen Bereichen wird in der einen oder anderen Form wieder Normalität einkehren und welche Bereiche werden sich voraussichtlich dauerhaft verändern?
Welche Maßnahmen können noch ergriffen werden?
Zurück zu im Fokus
MAKROÖKONOMISCHE EINSCHÄTZUNG
Auf dem Weg in eine neue Normalität
Die 5 wichtigsten Fragen für 2020 und danach
Wie wird die Weltwirtschaft aus dieser Krise hervorgehen?
1
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5
3
Kann es wieder zu einer Inflation kommen?
4
Schlägt Europas große Stunde?
Welche Auswirkungen wird die Präsidentschaftswahl in den USA haben?
Quelle: Edwards, G., Barrett, A., & Peake, J. (1997). The Legislative Impact of Divided Government.
American Journal of Political Science, 41(2), 545-563. doi:10.2307/2111776
UNSERE SICHT
Auch wenn gerade alle Aufmerksamkeit auf die Pandemie gerichtet ist, sind die Präsidentschaftswahlen in den USA von äußerster Wichtigkeit für die längerfristigen Perspektiven in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten. Für Anleger ist das Ergebnis von Bedeutung, weil es richtungsweisend für die Fähigkeit der Regierung sein wird, einen Kurswechsel zu vollziehen. Werden das Weiße Haus und der Kongress zusammenarbeiten können, oder wird es zu einer Pattsituation kommen?
Eine vereinte Regierung ist wahrscheinlich eher in der Lage, Maßnahmen zur Förderung des wirtschaftlichen Aufschwungs zu ergreifen, unabhängig davon, welche Partei gewinnt. Wenn die politischen Institutionen geteilt sind, sind die Aussichten wohl unsicher. Das Ergebnis der Wahl im November wird sich auch auf die anhaltenden Handelsspannungen auswirken sowie darauf, wie die USA mit globalen Institutionen und Initiativen umgehen.
Dies schließt umweltpolitische Maßnahmen mit ein, wie das Pariser Abkommen von 2015 zur Verlangsamung der Klimaerwärmung, aus dem Präsident Trump 2017, kurz nachdem er ins Amt gekommen war, ausgestiegen ist. Trump hat auch Vorschriften rückgängig gemacht, die Autohersteller dazu verpflichteten, verbrauchsärmere Fahrzeuge zu produzieren, und er könnte weiterhin Umweltschutzvorschriften lockern, um so das Wirtschaftswachstum zu fördern.
GÄNGIGE MARKTMEINUNG
Quelle: Nationale Zentralnbanken
Als Reaktion auf die Krise haben die Zentralbanken weltweit die Zinssätze
gesenkt und so einen beispiellosen monetären Impuls gegeben.
Quelle: Staatsregierungen
Die Regierungen haben alle Register ihrer Fiskalpolitik gezogen, um die Wirtschaft zu stützen.
Quelle: Federal Reserve Bank St. Louis
Seit 2011 tendieren die Inflationserwartungen nach unten.
Das politische Klima in den USA ist in Zeiten, die von Nachrichten über die Corona-Pandemie dominiert werden, aus Sicht des Marktes weniger wichtig.
Welche Auswirkungen wird die Präsidentschaftswahl in den USA haben?
Die Initiativen sind überzeugend, weil kein moralisches Fehlverhalten vorliegt, wie es 2008 der Fall war, als Banken enorme Risiken eingingen und in der Folge eine lange Phase des Schuldenabbaus durchliefen. Insbesondere befindet sich das Bankensystem nach einer Dekade mit schärferen Bestimmungen jetzt in einer starken Position und kann seine gesunden Bilanzen einsetzen, um den Aufschwung zu stützen.
Zentralbanken kaufen Unternehmensanleihen über ihre Programme zum Ankauf von Vermögenswerten (auch bekannt als quantitative Lockerung) und injizieren so Geldmittel direkt in den Privatsektor. Obwohl das formal eine geldpolitische Maßnahme darstellt, ist dieser Ansatz auch eine indirekte Form von Fiskalpolitik, die es Unternehmen ermöglicht, Geld zu günstigen Konditionen aufzunehmen. Die Zentralbanken bieten außerdem eine günstige Finanzierungsquelle für staatliche Ausgabenprogramme.
Eine geringfügig höhere Inflation dürfte die wirtschaftliche Wiederbelebung stützen. Moderate Bedingungen würden wirtschaftsfreundliche geldpolitische Maßnahmen zur Stärkung eines gemäßigten Wirtschaftswachstums zulassen. Gleichzeitig nehmen wir inflationshemmende Kräfte zur Kenntnis, die wahrscheinlich einen Abwärtsdruck auf etwaige Preissteigerungen ausüben – von alternden Bevölkerungen bis zur Digitalisierung.
Alles in allem glauben wir aber, dass das Wirtschaftswachstum Fahrt aufnehmen wird, sobald ein Durchbruch hinsichtlich eines Impfstoffes in Sicht ist, und dann eine Inflationssteigerung einsetzt. Unterdessen könnte der Wirtschaftsprotektionismus an Dynamik gewinnen, während gleichzeitig populistische Maßnahmen die Löhne nach oben treiben, was wiederum die Kaufkraft der Haushalte und die Verbraucherausgaben steigen lässt. Langfristig könnte der Umstieg auf erneuerbare Energien in einem schnelleren Tempo erfolgen, als es die wirtschaftlichen Umstände rechtfertigen würden, falls die Entscheidungsträger die Anreizmaßnahmen dafür schaffen. Dieser Übergang könnte zu einer höheren Inflationsrate führen, da kostengünstige fossile Brennstoffe aus dem Energiemix gedrängt werden.
03
INFLATION
Kann es wieder zu einer Inflation kommen?
GÄNGIGE MARKTMEINUNG
Die Nebeneffekte der Corona-Pandemie werden der Weltwirtschaft noch jahrelang deflationäre Impulse geben.
UNSERE SICHT
Markterwartungen zufolge dürfte die Inflationsrate weltweit für einen längeren Zeitraum auf niedrigem Niveau bleiben. Wir sind aber der Meinung, dass die Weltwirtschaft sich bereits zu erholen beginnt und die Inflation infolge verschiedener Kräfte allmählich anziehen wird. Dazu gehören Konjunkturmaßnahmen sowie – auf Unternehmensseite – die Reduzierung globaler Lieferketten zugunsten regionaler Herkunftsorte.
Schlägt Europas große Stunde?
05
US-WAHL
GÄNGIGE MARKTMEINUNG
Die Europäische Union hat in den vergangenen zehn Jahren kaum Fortschritte im Hinblick auf eine fiskalische Integration erzielt und es ist unwahrscheinlich, dass sie in den kommenden zehn Jahren viel mehr erreichen wird.
COUNTERPOINT VIEW
Eine vollständige fiskalische Union, in der Staatsausgaben und Steuersätze auf europäischer Ebene zentral festgelegt werden und in der gemeinsame Eurobonds die individuelle Staatsverschuldung ablösen würden, ist unwahrscheinlich. Aber wir glauben, dass die Finanzmärkte die Fähigkeit der EU unterschätzen, die Integration weiter voranzubringen. Der Weg mag anfangs steinig sein, könnte aber letzten Endes dazu führen, dass einige strukturelle Probleme in Angriff genommen werden, die die Wachstumsperspektiven der EU-Zone so lange verzögert haben.
Sollten europäische Entscheidungsträger die Skeptiker überraschen und einen Reformweg beschreiten, würden Wirtschaft und Märkte positiv reagieren. Das Wachstumstempo würde sich beschleunigen, Aktienmärkte und Unternehmensanleihen könnten anziehen, der Euro könnte gegenüber anderen wichtigen Währungen an Wert gewinnen und die Zinsen könnten langsam wieder steigen.
Wir wollen damit nicht andeuten, dass weitere Schritte in Richtung fiskalischer Integration zusammen mit existierenden monetären Instrumenten die Eurozone schnell aus der durch den Lockdown verursachten Rezession herausholen. Wir glauben aber, dass die Märkte die Wahrscheinlichkeit unterschätzen, dass Entscheidungsträger auf die Schwachstellen Europas reagieren, indem sie mit einer engeren Verflechtung einen Schritt in die richtige Richtung machen.
Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, 11. Dezember 2019
Unser Ziel ist es, die Wirtschaft mit unserem Planeten zu versöhnen, die Art und Weise der Herstellung und des Verbrauchs von Waren auf unseren Planeten abzustimmen und dafür zu sorgen, dass es für unsere Menschen funktioniert.
Deshalb geht es beim European Green Deal einerseits darum, Emissionen zu reduzieren, aber andererseits, Arbeitsplätze zu schaffen und Innovationen zu fördern
Der „European Green Deal“ scheint sogar noch ehrgeiziger. Der Plan besteht darin, die Eurozone in ein emissionsarmes Wirtschaftssystem zu verwandeln, ohne den Wohlstand zu verringern, und parallel dazu die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Sind Europas Staats- und Regierungschefs in der Lage, ihre neue Wachstumsstrategie umzusetzen, indem sie neue Gesetze auf den Weg bringen und privatwirtschaftliche Investitionen in Hightech-Industrien fördern?
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EUROPA